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Zephyr weht, die Erde öffnet sich, es klagen die Nachtigallen, wie Pfauen spreizen sich die mit Laub
Gekrönten Bäume, und du entdeckst das wunderbare Ingenium der Wiesen in der Varietät ihrer Brut
von Gräsern & Kräutern, die gesäuget werden von Bächen, die munter Scherzen wie Kinder. Die
Festlichen Wiesen jubeln mit Witziger Fröhlichkeit, beim Aufgehen der Sonne öffnen sie ihre Augen, &
in ihrem Antlitz siehst du den Bogen eines Lächelns, & sie freuen sich über die Rückkehr des
Tagesgestirns, trunken von den Süßen Küssen des Südwinds, & das Lachen tanzt auf der Erde selbst,
die sich öffnet zu stummer Freude, & die Milde des Morgens macht sie des Glückes so voll, daß sie sich
in Tränen von Tau ergießen. Mit Blumen Bekränzt, überlassen die Wiesen sich ihrem Genius &
komponieren Hyperbeln von Regenbögen voller Scharfsinn und Witz. Doch bald schon eilt ihre Jugend
dem Tode entgegen, ihr Lachen trübt sich mit jäher Blässe, der Himmel wird Grau, & Zephyr, der sich
verspätet, seufzt über ermatteter Erde, so daß beim ersten Grollen am Winterhimmel die Wiesen
ersterben und sich erstattend mit Reif Aberziehen. Siehst du, mein Sohn, wenn du nur einfach gesagt
hättest, daß die Wiesen lieblich sind, hättest du nicht mehr getan, als mir ihr Grünen darzustellen - über
das ich schon im Bilde bin -, doch wenn du sagst, daß die Wiesen lachen, lässest du mich die Erde wie
einen Beseelten Menschen sehen, & umgekehrt lerne ich, in den Menschengesichtern all jene feinen
Abschattungen zu sehen, die ich in den Wiesen wahrgenommen ... Und ebendieses ist Zweck &
Aufgabe der höchsten aller Figuren, der Metapher. Wenn das Ingenium - also der Witz und somit das
Wissen - darin besteht, Entferntes zu verbinden und Ähnlichkeit im Unähnlichen zu entdecken, dann ist
die Metapher unter den Redefiguren die scharfsinnigste, geistvollste & erlesenste, die als einzige jenes
Erstaunen hervorzurufen vermag, aus welchem das Wohlgefallen erwächst, wie beim Wechsel der
Szenen auf dem Theater. Und wenn das Wohlgefallen, das uns die Figuren verschaffen, jenes ist,
mühelos Neues zu lernen und Vieles auf kleinem Raume - wohlan, so läßt die Metapher, indem sie
unseren Geist im Fluge von einer Gattung zur anderen trägt, in einem Worte mehr als eine Sache
erblicken.«
»Aber Metaphern muß man erfinden können, und das ist nichts für einen Bauern wie mich, der auf den
Wiesen nie was andres gemacht hat, als auf die Vögel zu schießen ...«
»Du bist ein Edelmann, und wenig fehlt dir, das zu werden, was man in Paris einen Honneste Homme
nennt, in den Duellen mit Worten nicht minder gewandt als in denen mit Degen ... Und Metaphern zu
bilden und somit die Welt unermeßlich viel mannigfaltiger zu sehen, als sie den Ungebildeten erscheint, ist
eine Kunst, die man erlernen kann. Denn, wenn du s wissen willst, in dieser Welt, in der heute alle ganz
verrückt nach möglichst vielen wunderbaren Maschinen sind - von denen du einige leider auch hier in
dieser Belagerung sehen kannst -, konstruiere auch ich Maschinen, Aristotelische Maschinen, die einem
jeden erlauben sollen, durch die Worte zu sehen ...«
In den folgenden Tagen lernte Roberto den Signor della Saletta kennen, der als Verbindungsoffizier
zwischen Toiras und den Stadtvätern von Casale fungierte. Toiras hatte sich, wie Roberto gehört hatte,
über die Casaler beschwert, auf deren Treue er sich nicht verlassen wolle: »Begreifen sie denn nicht«,
hatte er ärgerlich gesagt, »daß Casale sich auch in Friedenszeiten in einer Lage befindet, in der es nicht
einmal einen einfachen Fußsoldaten oder einen Korb mit Gemüse hereinlassen kann, ohne die Spanier zu
bitten, ihn durchzulassen? So daß es nur unter französischem Schutz sicher sein kann, respektiert zu
werden?« jetzt erfuhr Roberto jedoch von Signor della Saletta, daß Casale sich auch unter den
Herzögen von Mantua nicht sehr wohl gefühlt hatte. Es sei immer die Politik der Gonzaga gewesen, die
Opposition der Casaler einzudämmen, und seit sechzig Jahren habe die Stadt unter zunehmender
Beschneidung ihrer Privilegien gelitten.
»Verstehen Sie, Monsieur de La Grive?« sagte Saletta. »Zuerst mußten wir über zu hohe Steuern
klagen, und jetzt tragen wir die Kosten für die Versorgung der Garnison. Wir mögen die Spanier nicht
bei uns, aber mögen wir die Franzosen wirklich? Sterben wir für uns oder für sie?«
»Für wen ist dann aber mein Vater gestorben?« hatte Roberto gefragt. Und Signor della Saletta hatte
nicht gewußt, was er darauf antworten sollte.
Von den politischen Reden angewidert, war Roberto ein paar Tage später erneut zu Pater Emanuele
gegangen. In dem Kloster, wo er wohnte, wies man ihn nicht zu einer Zelle, sondern zu einem Quartier,
das ihm unter dem Gewölbe eines stillen Kreuzgangs zugeteilt worden war. Dort traf er ihn im Gespräch
mit zwei Edelmännern, von denen der eine sehr prächtig gekleidet war: purpurner Rock mit goldenen
Schnüren, Mantilla mit vergoldeten Borten und Pelzfutter, die Weste gesäumt mit einer roten Schärpe
und einem Band mit kleinen Steinen. Pater Emanuele stellte ihn als Leutnant Don Gaspar de Salazar vor,
doch schon am hochmütigen Ton sowie am Schnitt des Schnurrbarts und der Haare hatte ihn Roberto
als einen Edelmann der feindlichen Armee erkannt. Der andere war Signor della Saletta. Für einen
Augenblick kam Roberto der Verdacht, in ein Verräternest geraten zu sein, dann begriff er (was auch ich
bei dieser Gelegenheit lerne), daß es nach der Etikette der Belagerung gestattet war, einem
Repräsentanten der Belagerer freien Zugang zur belagerten Stadt zu gewähren, um Kontakt
aufzunehmen und Verhandlungen zu führen, so wie umgekehrt auch Saletta freien Zugang zum Lager
Spinolas hatte.
Pater Emanuele sagte, er sei gerade im Begriff, den Besuchern seine Aristotelische Maschine zu zeigen, [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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